Am 26. Mai 2019 findet die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Sie fällt in eine Zeit, in der Antisemitismus und Rassismus wieder erstarken und nationalistische Tendenzen die Idee eines gemeinsamen Europas untergraben.
Auch der europäische Fußball ist von solchen Tendenzen betroffen. Wir, die unterzeichnenden Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen, die dem Fußball in vielfältiger Weise verbunden sind, wollen uns daher zur Europawahl erklären.
Dabei erinnern wir uns der Ideale und Visionen von Walther Bensemann, einem deutschen Fußballpionier und großen Kosmopoliten. Er verband den Fußball mit ethischen Prinzipien wie Fairness und Toleranz und sah in internationalen Spielen die beste Möglichkeit, über trennende Grenzen hinweg Vorurteile abzubauen und Verständnis zu schaffen. Als er nach dem Ersten Weltkrieg den „Kicker“
gründete, definierte er seine Zeitung als „Symbol der Völkerversöhnung durch den Sport“. Aus dieser Zielsetzung erwuchs auch sein Bekenntnis für ein vereintes Europa. Mit Blick auf die nationalen Spannungen in Europa sowie die verstörenden Erfahrungen des Krieges vertrat er bereits 1923 das Ziel der „Vereinigten Staaten Europas“.
Wir erinnern uns weiterhin an die Mahnung, die uns die Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau gegeben haben. Nach ihrer Befreiung am 29. April 1945 riefen sie dazu auf, dem menschenverachtenden Antisemitismus, dem verheerenden Rassismus, dem vergiftenden Nationalismus, dem brutalen Militarismus eine immer gültige Botschaft entgegen zu stellen, geboren und legitimiert durch die Leidenserfahrung der Opfer: „Nie wieder Dachau! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“
Diese Mahnung war verbunden mit dem Angebot an uns Deutsche, beim Aufbau eines Europas mitzuwirken, in dem die bunte Vielfalt der Völkergemeinschaft ein unveräußerlicher Wert und Gewinn für alle ist.
Aus den Idealen europäischer Visionäre wie aus den Lehren von Krieg und Holocaust erwuchs ein Europa der völkerverbindenden Offenheit und die Erfahrung, dass die Demokratie allen die Chance bietet, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen. In diesem Sinne sehen wir auch in den Europawahlen die Chance, die Kräfte eines vereinten Europas zu stärken. Wir werden daher Parteien wählen, die
– das Europäische Parlament als politische Institution nicht schwächen, sondern stärken wollen
– ein friedliches und sozial gerechtes Europa ohne Grenzen anstreben, statt durch nationale Konkurrenz Spannungen zu schüren
– demokratische Prozesse fördern statt sie durch populistische oder autokratische
Tendenzen auszuhöhlen
– die Vielfalt europäischer Kulturen sowie auch der Menschen, die in Europa Schutz vor Not und Verfolgung suchen, nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung sehen.
Wir rufen dazu auf, am 26. Mai für ein friedliches, demokratisches und vielfältiges Europa zu stimmen.
Den Wahlaufruf der Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ unterstützen und empfehlen diese Menschen:
Charlotte Knobloch
Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde von München + Oberbayern
Romani Rose
Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma
Josef Pröll
Film- und Bildjournalist
Zeitzeuge der 2. Generation
Mara Pfeiffer
Journalistin + Wortpiratin
Alon Meyer
Präsident von Makkabi Deutschland
TuS Makkabi Frankfurt
Klaus Schultz
Evangelische Versöhnungskirche, KZ-Gedenkstätte Dachau
Marco Bode
Aufsichtsratsvorsitzender des SV Werder Bremen
Marcel Reif
Vorsitzender des Kuratoriums der DFL Stiftung
Matthias Thoma
Geschäftsführer Eintracht Frankfurt Museum
Manni Breuckmann
Journalist + Fußballreporter
Ronald Uhlich
FC Ente Bagdad
Intergrationspreisträger
Michael Gabriel
Koordinationsstelle Fanprojekte
Lorenz Peiffer
Historiker + Autor
Ludger Schulze
Journalist + Autor
Andrzej Bojarski
Verein Deutscher Sinti e.V. Minden
Joachim Puls
Dokumentarfilmer
Nina Catharine Reip
Mitstreiterin bei „!Nie wieder“
Ben Redelings
„Scudetto“
Conrad Lippert
Roter Stern Leipzig
Sven Graner
Fanbeauftragte Schalke 04
Dietrich Schulze-Marmeling
Autor
Ernst Grube
Zeitzeuge und Überlebender des KZ -Theresienstadt
Tamar Dreifuss
Zeitzeugin und Überlebende des Ghettos von Wilna
Matthias Fritz
Vorsitzender des TSV Kücknitz
Angelika Ribler
Julius Hirsch Preisträgerin
Judith Tasbach-Neuwald
Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen
Floriane Azoulay
Direktorin des Intern. Tracing Service der Arolsen Archives
Oke Göttlich
Vereinspräsident des FC St. Pauli von 1910 e.V.
Ewald Lienen
Technischer Direktor FC St. Pauli von 1910 e. V.
Thoralf Höntze
Babelsberg 03
Nicole Selmer
Redakteurin des Fußballmagazins „ballesterer“
Tom Koster
Historiker + CSR-Manager Fortuna Düsseldorf
Susanne Franke
Schalker Fan-Initiative e. V.
Julius Hirsch Preisträger
Dirk Kämper
Autor + Journalist
Günther Koch
Reporter + Aufsichtsrat beim1. FC Nürnberg
Peter Reuter
Eichenkreuz Nürnberg
Julius Hirsch Preisträger
Ronny Blaschke
Journalist + Autor
Simon Müller
Julius Hirsch Preisträger
Anton Löffelmeier
Historiker
Hardy Grüne
Redakteur „Zeitspiel“, Autor
Christoph Schulte
Aktiver Fußballfan
Eberhard Schulz
Sprecher von „!Nie wieder“
Esther Bejarano
Musikerin und Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz
Andreas Hirsch
Enkel von Julius Hirsch + Mitglied der Jury des Julius Hirsch Preises
Ludwig Haas
Gräfenberger Sportbündnis
Julius Hirsch Preisträger
Ulla Hoppen
Löwenfans gegen Rechts
Julius Hirsch Preisträgerin
Robby Rajber
Präsident des TSV Maccabi München
Gunter Pilz
Vors.d. Netzwerkes Sport+Politik Fairness, Respekt+Menschenwürde
Peter Peters
Vorstand Finanzen und Organisation FC Schalke 04
Uwe Dziuballa
FC Bayern Mitglied + Besitzer des „Schalom“ Restaurants in Chemnitz
Stefano Bazzano
Fanbeauftragter bei Hertha BSC
Werner Hansch
Dipl.-Sozialwissenschaftler + Sportreporter
Stefan Stoll
„Blau Weiß statt Braun“ Karlsruher SC
Jochen Kaufmann
Fanprojekt München
Werner Skrentny
Autor
Christoph Ruf
Journalist + Autor
Oswald Marschall
Vorsitzender des Vereins Deutscher Sinti e.V. Minden
Mario Bendel
Julius Hirsch Preisträger
Vanessa Pinto
Tennisspielerin
Robert Claus
Autor
Hennes Elbert
Designer von „!Nie wieder“
Rudolf Oswald
Zeithistoriker
Bernd Beyer
Autor
Damit der Wahlaufruf seine Strahlkraft umfassend entfalten kann, ist er auch bei „OpenPetition“ eingestellt. Hier können sich alle Interessierten an der Fortschreibung der 63iger Liste beteiligen. Der entsprechende Link: www.openpetition.de/petition/online/aufruf-zur-europawahl-durch-die-initaitive-nie-wieder-erinnerungstag-im-deutschen-fussball