Schalker Finanzen – alles im Lot?

Folgender Artikel erschien im „Blauen Brief“ und die Antworten auf die gestellten Fragen interessieren uns natürlich schon.

Schalker Finanzen – alles im Lot?

Gut ein Viertel der Saison 2010/2011 liegt mittlerweile schon hinter uns. Und auch wenn es schwer fallen mag der Wahrheit direkt ins Gesicht zu blicken, so ist uns Schalkern doch mittlerweile allen klar, dass der S04 – wenn nicht doch noch ein Wunder biblischen Ausmaßes geschehen sollte – in der kommenden Saison nicht auf Europas großen Fußballbühnen mitmischen wird.
Unsere (Vereins-)Mitglieder sind daher in großer Sorge – egal ob Einzelmitglied oder Fan-Club-Mitglied, Mitglied im SC, der Fan-Ini oder der UGE. Allerhöchste Eisenbahn also, einige wichtige Fragen an unsere Vereinsverantwortlichen aus der Abteilung „Finanzen“ zu richten. Fragen, die allesamt schon mehrfach, teils auch während der Mitgliederversammlung, gestellt wurden, jedoch nur allzu oft unbeantwortet blieben.
Natürlich liegen aktuell keine neuen Daten über die Situation der Finanzen unseres Vereins vor, aber es gibt Gerüchte. Immer wieder wird über die Finanzen Schalkes gesprochen und auf neue Probleme hingewiesen. Klarheit kann hier von unserer Seite nicht gebracht werden, aber Fragen können formuliert werden. Und wenn diese von unserem Vorstand offen und ehrlich beantwortet werden, würde viel mehr Licht ins Dunkel kommen.
Die Schulden unseres Vereins sind in den letzten Jahren drastisch angestiegen. Noch vor zehn Jahren waren es weniger als 50 Mio. Euro, heute sind es im Verein 140 Mio. Euro und im Konzern – unter Berücksichtigung aller Tochterunternehmen – rund 300 Mio. Euro. Natürlich ist schon häufig darauf hingewiesen worden, dass die hohen Investitionen der letzten Jahre in Arena und Spieler nicht nur durch vergangene Einnahmen, sondern auch durch Schulden finanziert werden müssen. Ansonsten würden wir noch heute in den Ruinen des Parkstadions spielen. Aber nun spielen wir seit fast zehn Jahren in der fast immer voll besetzten Arena und die Schuldenberge sind trotzdem immer weiter angewachsen. So hoch sogar, dass die Schulden derzeit höher als das Vereinsvermögen sind. Das sagt ein negatives Eigenkapital von rund 50 Mio. Euro im Konzern aus. Wie sollen diese Schulden wieder auf ein vernünftiges Maß reduziert werden? Wie sieht der Umschuldungs- bzw. Konsolidierungsplan, von dem immer wieder gesprochen wird, aus?
Im letzten Geschäftsbericht wurde ausführlich beschrieben, wie die Schulden der Veltins-Arena zurückgezahlt werden sollen. Aber diese Schulden machen letztlich nur knapp ein Viertel der Gesamtschulden des Vereins aus. Wie sollen die anderen Verbindlichkeiten reduziert werden? In der Vergangenheit wurden auch schon die Arena-Schulden getilgt und trotzdem gleichzeitig die Gesamtschulden hochgefahren. Soll das so weitergehen?
Es machen immer wieder Gerüchte die Runde, dass ein Teil der zukünftigen Einnahmen dem Verein überhaupt nicht mehr zur Verfügung stehen. Aus diversen Presseberichten ist bekannt, dass die zukünftigen Einnahmen aus den Verträgen mit den Sponsoren GAZPROM und ADIDAS bereits längst in die Kassen unseres Vereins geflossen sind. Wir fragen: Sind noch weitere zukünftige Einnahmen aus Verträgen schon liquidiert (forfaitiert) worden und stehen somit zukünftig nicht mehr zur Verfügung?
Ein Teil der Schulden bestand aus der so genannten Schechter-Anleihe über rund 80 Mio. Euro. Diese wurde im vergangenen Jahr von einem anderen Investor übernommen. Zuerst wurde 2003 diese Anleihe von der Vereinsspitze gefeiert, weil sie die Abhängigkeit von den Banken reduzierte. Nun aber soll der neue Investor weniger Einfluss auf die Vereinspolitik nehmen. Uns stellt sich logischerweise die Frage: Welche Zustimmungs- und Genehmigungsrechte hatte denn Schechter – und welche hat der neue Investor? Gibt es auch andere Investoren oder Gläubiger, die einen solch hohen Einfluss auf die Vereinspolitik nehmen dürfen?
In diesem Zusammenhang wurde auch immer wieder berichtet, dass ein Teil der (Ticket-) Erlöse als Pfand für die Anleihe verwendet wurde. Was bleibt „uns“ eigentlich noch von den Ticket- und Medieneinnahmen? Sind die zukünftigen Einnahmen aus der Champions League zum Beispiel schon alle wieder ausgegeben? Geht also ein Teil der Einnahmen gar nicht mehr auf die eigenen Vereinskonten, sondern fließen diese auf die Konten der Gläubiger von Schalke 04?
Anteile an den diversen Tochterunternehmen des Vereins sollen unserem Verein schon gar nicht mehr gehören bzw. nur noch auf dem Papier zur Verfügung stehen. Daraus ergeben sich weitere Überlegungen: Sind noch weitere Sachen oder Konzernteile verpfändet? Was gehört dem Verein eigentlich noch? Welche Gestaltungsmöglichkeiten hat der Verein eigentlich noch?
Im letzten Jahr erfolgte der GEW-Deal mit dem Verkauf der Anteil an der Stadiongesellschaft. Damals soll das nur passiert sein, um einen Liquiditätsengpass – oder vielleicht doch schon die Insolvenz (?) – zu vermeiden. Es sollen verschiedene Kauf- und Verkaufsoptionen gegeben sein: Welche sind dies und wie belasten diese unseren Verein?
Müssen aus heutiger Sicht mit der sportlichen Krise wiederum neue zusätzliche Kredite in Anspruch genommen werden, damit der Verein seinen Verpflichtungen nachkommen kann? Sind neue Liquiditätsengpässe zu erwarten? Müssen – und wenn ja wann – Leistungsträger und Identifikationsfiguren verkauft werden um den „worst case“ zu vermeiden, wenn wir im kommenden Jahr nicht im internationalen Wettbewerb vertreten sein sollten?
Wenn auch nur ein kleiner Teil der Gerüchte stimmt, dann steht es schlecht um die Finanzen unseres Vereins. Bliebe als letzter möglicher Ausweg nur noch die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft. Sollen dann nach dem Vorbild von Bayern München und Borussia Dortmund Unternehmensanteile verkauft werden? Wollen wir das wirklich?